Sprache und Wirklichkeit sind zugleich ineinander verwoben und einander Raum. In der Mehrdimensionalität des Wortes als Name und Bedeutung, als gedachtes, geschriebenes und gesprochenes, als Zeichen, Klang und Schrift ist die räumliche Struktur der Sprache bereits angelegt.
Die Poesie folgt dem Wort in seine mögliche Konkretion, seine Lautform oder visuelle Form als Buchstabenfolge und Bild.
Mikropoetische Texte arbeiten mit den Mitteln der Übertragung, der Überquerung oder der Überschreitung, der bewussten Verknappung und Verdichtung von Sprache, Inhalt und Raum.
In der Mikropoesie rückt das Wort in seiner Möglichkeit und Valenz ins Zentrum ohne selbst dabei Mitte zu sein. In die Sprache hineinzugehen heißt sie nicht länger nur als gedachtes System aus Grammatik, Lexikon und Syntax zu betrachten oder als bloßes Abbild der Realität, sondern sie als begehbaren Raum zu begreifen, als Tastbares.
Ein Wort auszusprechen, es zu denken, zu schreiben, zu lesen ist ein Schritt in diesen Raum und das Mögliche, das er für uns bereit hält, hinein.